Kaiser Joseph II und die Bahnwärterstochter

Freitag 05.05.2023 19:30 Uhr
Wolfram Berger

Von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Solospektakel für 57 Stimmen mit Wolfram Berger
Musik: Christian Bakanic

Kristallsaal
Schloss Rothschild
Waidhofen an der Ybbs

Freier Eintritt!
Mit freundlicher Unterstützung von
Michael Satke

Das zu Lebzeiten seines Autors Fritz von Herzmanovsky-Orlando nicht veröffentlichte Stück wurde posthum am 10. Jänner 1957 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Kollege Friedrich Torberg hat das parodistische Spiel in drei Akten mit Musik bearbeitet. Wolfram Berger hat für Ö1 eine Hörspielfassung kreiert, in der er alle (!) Rollen verkörpert. Musikalisch begleitet vom österreichischen Akkordeonisten Christian Bakanic. Die Originalfassung „Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter.

Eine dramatische Stimme aus Innerösterreich zum Klang gebracht durch Friedrich von Orlando Herrn und Landstand in Krain und auf der Windischen Mark, Patrizier von Triest und Fiume etc.etc. Von demselben ehrfurchtsvoll gewidmet“ wurde beim Steirischen Herbst am 25. September 1977 das erste Mal aufgeführt. Legendär auch die Verfilmung von Axel Corti 1962 oder die Bühnenmusik von Werner Pirchner für die Tiroler Volksschauspiele. Immer war das Stück Anregung für das Absurde am Abgrund des eigenen zutiefst österreichischen Versagens.

Zum Inhalt: An der Bahnstation Wuzelwang am Wuzel spiegelt sich der Glanz der k. u. k. Monarchie nur bedingt wider. Hier leben Bahnwärter Alois Zwölfaxinger und seine lockige Tochter Innozentia, genannt Nozerl. Das Dasein geht beschaulich vonstatten, täglich passiert nur ein Zug, wenngleich der Zwölfuhrzug auch gelegentlich erst um halb acht am Abend kommt. Eines schönen Tages fährt ein „schlichter, doch vornehmer Reisender“ per Sonderzug ein, von der falschen Seite. Der Teuxelsieder Franz kommt vom Bockerlklauben zurück, als der Zwölfaxinger Alois, sein Vorgesetzter und zukünftiger Schwiegervater, ihn auffordert, die Eisenbahner zusammenzurufen. Diese gehen regelmäßig in den kaiserlichen Wäldern auf Gamsen wildern. Nozerl möchte sie daran hindern, aber die Männer hören nicht auf sie. Sie muss nun allein auf die Bahn schauen, als ein Sonderzug mit einem vornehmen Mann eintrifft. Der sonderbare Mann ist der Kaiser, aber er wird von Nozerl nicht erkannt. Dann kommen aber die Wildschützen mit einer toten Gams und werden zur Rechenschaft gezogen. Nozerl fällt ohnmächtig in die Arme des Kaisers. Teuxelsieder Franz glaubt, dass sie ihn betrogen hat, und möchte den Kaiser umbringen, doch die anderen Eisenbahner halten ihn davon ab. Als nun Rinaldo Rinaldini, ein Mörder, der auch mit dem Zug gekommen ist, seine Chance für einen großen Mordanschlag auf den Kaiser sieht, geht er auf diesen los. Teuxelsieder Franz eilt dazwischen und stürzt den Mörder in den Abgrund. Darauf wird er vom Kaiser zum Baron ernannt. Just in diesem Moment trifft ein Ballon mit dem britischen Botschafter ein, der verkündet, dass die Eisenbahn erst Jahre später in England erfunden werde und alle vorigen Erfindungen verboten seien. Der Kaiser sieht das ein, und alle meinen, das sei das Los Österreichs.

Wolfram Berger spielt, spricht, tanzt den Teuxelsieder Franz, den Mörder Rinaldo Rinaldini und das schöne, verführerisch naive Nozerl. Er ist Dagobert Pappelberg, zwei englische Pagen, ein k. u. k. Doppeladler, mehrere Lämmlein, Seine Majestät der Kaiser, die Gräfin Primitiva von Paradeyser und viele andere mehr. Gemeinsam mit dem Akkordeonisten Christian Bakanic verwandelt er das Stück von Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954) in ein Panoptikum aus „Tarockanien“. „Eine dramatische Stimme“, die Wolfram Berger wie einen Faden durch das Nadelöhr zieht: „Sie spricht zu uns in spitzen Tönen. in lustvollen Gemeinheiten, Aufdeckungen, Belustigungen und kafkaesken Verwirrungen. Sie erzählt von der ungeheuren Dimension der Möglichkeiten der Verblödung. Von kürzestgeschnittenen Gedanken und verformten Gefühlen. Vom Abdriften in die unendliche Lächerlichkeit der menschlichen Möglichkeiten und noch von einigem mehr, was herauszufinden dann an der Fähigkeit des Zuschauers liegt. Die Bösartigkeit der Herzmanovskyschen Sprache ist eine ideale Spielfläche für den Irrsinn in Menschengestalt. Ein Angriff auf alles Heilige und Mächtige, Kleinkarierte und Mundfaule. Ein Rundumhieb auf menschliches und unmenschliches Verhalten und auf Gesellschaftsformen, die unser Leben prägen… und es nicht unbedingt erleichtern“

Wolfram Berger

Wolfram Berger ist als Schauspieler, Sänger, Kabarettist, Entertainer, Regisseur und Produzent ungewöhnlicher Theater-Abende abseits des Mainstreams bekannt. Geboren und aufgewachsen in Graz, spielte er an den wichtigsten deutschsprachigen Bühnen (Basel, Zürich, Stuttgart, Bochum, Wien) und parallel dazu in vielen Kino- und TV-Filmen.

Seit 1980 ist Wolfram Berger freischaffend. Er kreierte legendäre Kleinkunstabende u. a. mit Texten von Karl Valentin. Unzählige Radio-, Hörspiel- und Hörbuchproduktionen sind das Ergebnis seiner Liebesaffäre mit dem Mikrofon, die von der Freude am Lesen und dem Spiel mit Sprache erfüllt ist. Die Zusammenarbeit mit Musikern aus allen Genres ist für Wolfram Berger Quelle der Inspiration für seine Kleinkunst-Programme. Die musikalisch, satirisch poetischen Träume, die sich – wie ihr Erfinder – nirgends so richtig einordnen lassen, zeugen von großer Lust am Singen und Spielen in allen Lebenslagen. Wolfram Berger wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Salzburger Stier, als ORF-Schauspieler des Jahres 2001, als bester Schauspieler 2015 beim Montréal Film Festival oder für seine Hauptrolle in „Father of Art“ beim Beverly Hills Festival 2018 in den USA.